samedi 5 juin 2021

Englische Lieder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ENGLISCHE LIEDER

 

 

HARALD DASTIS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Carl Mumm

in ganzer Dankbarkeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du himmlisches Wesen des Lichts,

durch die Berge glänzt Dein heißes Wehen

unter den Zitronenblüten des Nichts.

 

Welcher war und welcher wird sein ?

Wer erklimmt die goldenen Stufen des Glücks ?

Die Menschen sind so reinlich klein,

und kaum einer wehrt sich seines Mißgeschicks.

 

Menschen, Menschen,

wie erdonnert dieses wüste Wort,

doch hör, sang nicht eben einer aus dieser Menge

ein selig-gotterfülltes Wort ?

 

Und frei, aus voller Kehle,

erhebt sich strahlend dieses Lied,

von weißen, wilden Vögeln angezogen

in ein neues Stromgebiet.

 

2.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du himmlisches Wesen des Lichts,

Du bist der Meister aller Sängerknaben,

Du bist das süße Geheimnis meines Gedichts.

 

Und wenn auch alle Lieder wären

ein Unerhörtes in dem stillen Sternengang,

o laß Du mir die Sternenstille währen,

jetzt, vor dem unerhörten Aufgesang.

 

Es blinkt der Raum in seiner Fülle,

es wälzt die Nacht das hohe Sternengut,

die Glocke tönt in einem Sterngebilde,

was Ebbe war, wird plötzlich zur Flut.

 

Wer war der riesenhafte Glöckner ?

Wer schlug die Glocke sieben unheimliche Mal ?

Auf einer grünenden Weide tanzen die glücklichen Kühe,

denn ihr Hirte ist der heil'ge, lichtspendende Gemahl.

 

 

 

3.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du himmlisches Wesen des Lichts,

Du schmiedest in Gold die Menschengeschicke

im Schweiße Deines blonden Angesichts.

 

Denn Jedes will sein,

ein Jedes strebt zur Überfülle,

und ist seine Mühe nicht rein,

so zwingst Du es doch zur goldenen Mitte.

 

Sieh, wie die silberne Möwe

in der blauen Himmelswoge versinkt,

so steigen die goldenen Nachen

in den abendlich linden Wind.

 

Aber noch ist nicht Abend,

alles ist blühend und voll,

und leicht ist die Erkenntnis zu haben,

daß sich umarmen das Dur und das Moll.

 

 

4.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du himmlisches Wesen des Lichts,

Deine segnenden Hände entfalten die Rosenblätter

des aberfältigen Morgenlichts.

 

Schon ist die Nacht entschwunden,

und das Leben ist wieder erwacht,

die verlorenen Kühe sind wiedergefunden,

und Du singst es hoch: " Es ist vollbracht ! "

 

Da ist das A, und da ist das O,

da ist der Anbeginn und da das o Ende,

und durch die Wurzeln der Zeit zu dem wipfelnden Raum

bewegt sich die ewig bedrohliche Wende.

 

" Doch fürchte dich nicht !

Ich bin das Leben und die unzählige Zahl,

todloser als der Tod sollst du werden,

denn ich bin der heilige, unsterbliche Gral ! "

 

 

5.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichte Gestalt aus dem Licht,

wie die Blume belebst Du das Leben,

erblühend aus dem reinen Verzicht.

 

Von Wundern kannst Du sagen,

von Herrlichkeiten, sonniglich,

doch wie, o Meister, soll ich Dein Schweigen ertragen,

wenn Du wie Feuer von Deinem Schöpfer singst ?

 

Unversiegliche Quelle,

allblühender Sternenbaum,

Honigmond getaucht in Milch über Lichtwasserfälle

mündend im Niemandes Schaun.

 

Niemand kennt Ihn,

und doch singen Ihn alle Lieder,

im Herzgrund schläft er so tief,

o Du mein Gesang und Allgeliebter !

 

 

6.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichte Gestalt aus dem Licht,

der Welten überwältigende Fülle

spiegelt sich ruhig in Deinem Gesicht.

 

Der Fluß, das Meer und die Welle,

die Pflanzen, die Tiere, der Wind,

die Wälder, die Berge, die Quelle,

alles steht geschrieben in Deinem Gesicht.

 

Denn Dir ist das göttliche Gesetz

und die sphärene Harmonie,

der eherne, unerbittliche Fortschritt

zur Einheit und zur Harmonie.

 

Und von uns Menschenkindern

singst Du rein lauter Lob,

in Deiner unsäglichen Liebe warst Du der Eine,

der sie schon jetzt zu den Engeln erhob.

 

 

7.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichte Gestalt aus dem Licht,

gewaltig ist Deine Wahrheit,

o Engel, zerstöre mich nicht.

 

Urkraft ist in Deinen Händen,

Dein Auge strahlend wie das Sonnenlicht,

und wandelst Du zwischen den Pfeilern und Wänden,

erzittert mein Tempel und zerbricht.

 

Denn nichts willst Du lassen,

als nur die Wahrheit allein,

und will einer dem Höchsten bauen,

schlägst Du die Grundfeste ein.

 

So sei Du meine Säule,

mein Gemäure und mein Kitt,

denn Du willst Dich gänzlich verbrauchen

und schmiedest Dich in jedes Stück.

 

 

8.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichte Gestalt aus dem Licht,

Du bist Er, der aus der Sonnenkrone

die lichterlohen Sterne bricht.

 

Du bist der ungeheure König,

der unbeugsame Himmelsfürst,

durch Deine Lippen fließt der dunkle Honig,

Deine Zunge schwingt das blitzende Schwert.

 

Und sind die seligen Sterne

Dir alle hörig und untertan,

spricht nicht dann Deine Königswürde

ein Höheres noch dem göttlichen Plan ?

 

O Seligkeit der Seele,

so trunken schaukelt der Kahn,

immer leichter wiegt ihn die Welle

hinaus in den großen Ozean !

 

 

9.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du hoher, hochzeitlicher Stern,

aus dem Rosenlicht bist Du erstanden,

zu preisen den Dir vermählten Herrn.

 

O lobpreisende Münder der Chöre,

o gesänglicher, hochgeborener Tag,

als mündeten unendlich beflügelte Meere

in deinen blütenweißen Taubenschlag.

 

Unmündig aber ach noch sind die Menschen,

empfängnislos und ohne Kraft,

und unfruchtbar bewegen sich ihre rohen Gebärden

um den einen Tropfen erpreßten Lebenssaft.

 

Schrecklich ist der Engel Ruf,

verheerend und bedingungslos,

und stemmt dich die hohe Woge an,

o sei du weit und uferlos !

 

 

10.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du im Himmel wurzelnder Baum,

Deine Blüten beglänzen die Erde,

Deine Früchte vergolden den Raum.

 

Sprach nicht Eva durchtrieben zu Adam - :

" Erkenne mit mir den Ursprung der Welt. "

Ihr Wunsch schon war blinder Ungehorsam,

weh, er durchtrieb und verdunkelte die Welt.

 

Als Du Engel dann standest

am hohen, paradiesischen Tor,

blickten die Scheidenden noch einmal

zu Dir Erhöhtem empor.

 

Doch Dein Blick war ein Lächeln,

und Dein Lächeln erglänzte zu Gold,

und Du rauntest die geheimen Worte:

"In der Tiefe reift der höchste Gott. "

 

 

11.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du himmelhochjauchzendes Kind,

durch Dein zartgewebtes Lichtgewand

weht zauberisch der kosmische Wind.

 

Warst Du nicht, der aus den vielen Ringen

dem tiefen Stein entwuchs im blauen Teich ?

Der Knabe war beglückt von diesen Dingen,

und jedes Ding war unermeßlich reich.

 

Und wenn an jenem späten Abend

der dunklen Truhe entstieg die gespenstische Nacht,

da standest Du plötzlich an der erstrahlten Schwelle

und hieltest unverwüstlich Wacht.

 

Am nächsten tieferblauten Morgen schon

blies mächtig auf der weiße Wind,

und in dem kleinen Boot, o Knabenfreude,

erstrahlte ihm das göttliche Kind !

 

 

12.

 

Engel, Dich will ich loben

Du hochbegnadeter Schwan,

still zieht Dein Lichtgewölbe

durch die sternenerfüllte Bahn.

 

Du kennst alle weisen Wege,

Du besänftigst das reißende Wild

und schlägst für uns die steilen Stege

von unserer Stirn zu Deinem Bild.

 

Weh, nicht, daß wir Dich erblicken wollen,

denn nicht willst Du, daß wir Dich suchen !

Dem Licht allein willst Du uns trauen,

o Engel, nicht will ich Dich versuchen !

 

Ein Sandkorn barg das ganze All,

im Spiegelglas ist es zerschellt,

o allverzweigendes Mysterium,

im Schwan genas die Welt !

 

13.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du diamantenbestückter Turm,

von fernher rufen Deine Feuer und Sirenen,

der Nacht zu trotzen und dem Sturm.

 

Welcher einmal aus dem tiefsten Herzen

schrie nicht: " Gott, hilf! Ich bin verloren ! "

Da stiegst Du hinab in seine wilden Schmerzen und sprachst :

Wer bist du Schmerz und armes Ich ? In Gott allein bist du geborgen !

 

So wehvoll war Dir die Hölle noch nie

wie im menschlichen Schmerzverließ,

Du milder Strahl, der uns der finsteren Bedrängnis

schon jetzt entreißen wollte in das lichte Paradies.

 

Vielleicht auch, daß Du Gottgereifter

in Schweigen hüllst die engelhafte Tat

und all die uns so widersprechenden Gefühle

schon wieder lächelnd denkst... auf Deine Art !

 

14.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du stahlverblauter Schmied,

verzaubernd reihst Du Laut an Laute

und schmiedest Lied an Lied.

 

Denn Gesang ist Dir der magische Kreis,

der sich lautlos um die Mitte schließt

und plötzlich, als bräche ihm ein Meer voller Eis,

fontänengleich sich übergießt.

 

So sagtest Du, wäre auch die Welt entstanden,

von derem Glanz noch Deine Seele schwillt

und hebst Du Deine ungeheuren Flügel an,

ist mir, als sei die ganze Welt von Deinem Lied erfüllt.

 

O hör, was hörbar nur den Engeln ist,

sei Ohr und glorreich inspiriert,

Gott schweigt nicht nur im hohen Baume,

sondern er singt auch, jauchzet und musiziert !

 

 

15.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du immergrünender Flor,

aus weiten, goldgereiften Zeiten

bricht glühendreich Dein Glanz hervor.

 

O glühende, wissende Stille,

die sich entatmend um Deine Süße legt,

wie alles in seiner höchsten Fülle

den Glanz in sich und aus sich trägt.

 

O immergrün, singst Du, ist die Liebe,

still Deiner Lippen entbehrliche Begehr,

der Kelch ist rund und ungelitten,

und bist du still, bist du schon mehr.

 

O Engel, Du gelenkiger Schenker,

über meinem Herzen hast Du Dich entzückt,

so weit hast Du alles schon durchdrungen,

daß der Gedanke an Dich mich schon unendlich beglückt !

 

 

16.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du frohlockender Gesang,

immer höher schwingst Du die Glocken,

o Engel, mir ist so bang !

 

Du reißest auf die Tore

und stürzest die Festungen ein,

Du bläst in meine Ohren

und fegst die Sterne rein.

 

Du entzündest meinen Funken,

Du wölbest meine Brust,

mit Flammen übergossen

veräschert meine Lust.

 

Du treibst mich immer höher

in die jubelnde, schmelzende Zahl,

o Engel, noch nie sah ich Dich entzückter,

Du erblicktest mich zum ersten Mal !

 

 

17.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lilienblühende Verheißung,

meinem Geiste erschließt sich immer mehr

Deine unsägliche, verklärende Erweisung.

 

Du bist der ewig Neue,

der aus seiner Herrlichkeit sich strahlt

und mit flammender Hieroglyphenfreude

seine unermeßliche Weisheit in die Sterne malt.

 

Du bist der Wassermann, der aus gesegneten Händen

in die Welt Kaskaden brausender Liebe gießt,

die Feuerfrau in den anbrandenden Wellen,

die sich erbarmungsvoll in unser Blütenherz ergießt !

 

O, und auch schon zielt Dein Pfeil im Schützenfinger

aufs goldene Sonnentor im Löwensterngebild',

durch das der heil'g', ungeheure neue Freudenbringer

zur Erde langsam überglühend niederkommen wird.

 

 

18.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichtunbegrenztes Sein,

von Deinen schneegekrönten Flügeln

taut jäh hinab der urgereifte Wein.

 

Denn plötzlich war es Gottes Wille,

daß seine Schöpfung ein Ende nimmt

und erwachse zu der goldgeborgenen Stille,

wo das Geschöpf sich wieder in sich selbst besinnt.

 

Die voll von Lust ertrunkene Traube

durchbohrte jäh Dein spitzer Pfeil

und reifte unter Deiner süßen Sonne

zum tieferschauten Seelenheil.

 

Gehüllt in ihrem seidigen Glanz,

begann unter Deinem mächtigen Stern,

die Frucht ihrer Kraft gewahr zu werden

und barg aus sich den lichtgeweihten Kern.

 

 

19.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichtunbegrenztes Sein,

leicht geht Dir die Kunst der Weisen,

zu verwandeln in Brot den harten Stein.

 

Doch von Wundern willst Du nicht sagen,

ehe der Tag nicht angebrochen ist,

und überhäufen wir Dich auch mit tausend Fragen,

Du lächelst nur und antwortest nicht.

 

Einmal dann in jener Diamantenfrühe

entstieg es rein und wurde offenbar,

und Brot und Wein in aller Süße

erglänzten hoch auf dem Altar.

 

Da ward es plötzlich klar

in der tiefgefühlten Einheit allen Seins,

und überall, o wunderbar, geschah

die Weisheit des unbewegten Steins.

 

 

20.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichtunbegrenztes Sein,

Deine Flamme mußt Du niederbannen,

um uns zu erscheinen im mildesten Schein.

 

Aber auch dann noch, o ungeheuer,

blendet uns Dein flammendes Schwert,

als stiege in uns ein unbändiges Feuer,

das uns am bangen Angesicht verzehrt.

 

Du aus Erz gegossener,

trompetenschmettender Katarakt,

Deine jubelnde Feuersäule

nährt das All im rhythmischen Takt.

 

Wo Du wehtest und wandeltest,

überall war Deine Spur unauslöschlich begehrt,

denn alles, was Dein Zauberstab entflammte,

erblühte begnadet und verklärt !

 

 

21.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du lichtunbegrenztes Sein,

Deine Adern durchbluten die Flüsse

wie Ganges, Nil, Amazonas und Rhein.

 

Du bist das Labsal der dürstenden Tiere,

des kühnen Schiffers verheißendes Glück,

des Meeres blauschimmender Friede,

der weite, unermeßliche Blick.

 

Alles trägst Du leicht und freigebig

in die buntschillernde Welt hinaus

und wünschest dennoch heimlich, unsäglich,

daß es bald zurückkehrt in Dein goldenes Haus.

 

Wie Du Riesenhafter stehst

am hochheiligen Gottestor,

taucht auch schon Dein weihvoller Segen,

die güldene Sonne, empor !

 

 

22.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du heil'ges Licht und Leben,

gleich der ruhlos andrängenden Woge,

immer mehr vom Meer willst Du geben.

 

Niemand kann Dich halten,

Du freier, wilder Wirbelwind,

in unser Antlitz gräbst Du tiefe Falten,

wenn unser später Herbst beginnt.

 

Da schüttelt der Baum sein silbernes Haupt,

denn die Erde deucht ihm plötzlich so kalt,

und von überall her fällt das metallene Laub

vom Menschen tiefergraut und alt.

 

Doch Dir ist dieser sterbliche Zauber

nur ein begrenztes Spiel im unbegrenzten Weltenalter,

und verstummt der greise Baum im letztgeglaubten Schauder, 

löst Du aus ihm schon die sterngeborenen Falter !

 

 

23.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du heil'ges Licht und Leben,

Du bist der Fürsprecher in finsteren Tagen,

der lichte Komet in unserem Streben.

 

Du bist der Wind, der unsere Segel schwillt,

der luftige Schatten im Sonnenglutschein,

Du bist die Kraft, die unsere Erschöpfungen wieder füllt,

der geheime Juwel in unserem Seelenschrein.

 

O Glanz, der aus der unersäglichen Mitte

sich in die Höhe schwingt und immer tiefer sich verströmt,

o sanfte Blütenblattentfaltung,

die, vom Licht geküßt, nach noch mehr Licht sich sehnt !

 

Da kreisest Du plötzlich nackter Tänzer

in unverhüllter Heiterkeit,

und auf Deinen schlangengleichen Schenkeln

entflammt das Siegelerz der Ewigkeit !

 

 

24.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du heil'ges Licht und Leben,

wo Dein hehrer Strahlenkranz hienieden erstrahlt,

beginnt die Erde plötzlich sanft zu beben.

 

Es schlägt ihr heißes Herz dabei

in grünen Glockenläuten

und vergißt in Deinem Glanz den Schmerzensschrei,

den all die Erdgeburten ihr noch bereiten.

 

" Noch lange aber mußt du zeugen,

o meine mütterliche Erde,

ehe du um des Lichtes Krönung weißt

und wirst sein unbefleckter Gefährte.

 

Doch sieh, schon bist du meine zweite Heimat,

und ich nehme dich zum ewigen Zeugen

meiner unaussprechlichen Vollkommenheit

und meiner ungeahnten Freuden ! "

 

 

25.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du heil'ges Licht und Leben,

Du bist die reine Auferstehung,

Du bist das lichtgewordene Leben.

 

O ich ahn' um Dein Geheimnis,

Du Lichtschatzhüter aller Göttlichkeit,

Deine Aurora durchwebt das dunkle Urheimnis,

Dein Gloria erjubelt die Allseligkeit !

 

Deine Tiefe gipfelt immer höher,

der Lichtabgrund ist nimmer Dir verborgen,

denn der Tag und die Nacht, die Sonne und der Mond,

sind in Dir schon lange einsselig geworden.

 

Uns Menschen jedoch schreckt Dein Sternantlitz,

doch es wächst der goldenen Tage schon einer,

wo Du auf seine lichtgereifte Schwelle trittst

und singst: " Fürchte dich nicht! Du bist der Engel Einer ! "

 

 

26.

 

" Ich bin der Lîla Falter,

des Weltalls Gral und Schwanenpaar,

des Lebens Meer und blauer Äther,

der Sterne Glanz und Hehraltar.

 

Ich bin das Hohelied der Liebe,

des Lichtes Diamant und Strahlengipfel,

des Gottes tiefstes Amen und Omen,

das holde Gold im Sonnenwipfel.

 

Ich bin die ungeheure Brunnentiefe,

des Urgrunds ruhende Erdehnung,

des Rätsels ernste Urgebärde,

des Märchens Traum und Auferstehung.

 

Ich bin der unerhörte König,

der Höhepunkt der Göttlichkeit,

der reinerglühte Seelenfriede

in der Flüsse vollen Mündigkeit. "

 

 

27.

 

Der Abend erglüht

in ungeahnter Seligkeit,

ein tiefes Herz erblüht

in lichtbewußter Heiterkeit.

 

Der kristallene Himmel zehrt

an einer Wolke purpurnem Saum,

indes ein flottes Schiff durchquert

den golddurchströmten Raum.

 

Auf den dunkelnden Spitzen

entflammt ein rosiges Licht,

durchglüht von funkelnden Blitzen,

bis es ganz plötzlich erlischt.

 

Und Du von Wonne zu Wonne,

von Ewigkeit zu Ewigkeit,

kehrst zurück in Deine Sonne,

in Deine reine Engelhaftigkeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ENGLISCHE LIEDER

ZWEITER  ZYKLUS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

I.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du Kelter lichter Lieder,

in dunkler Reife sank der Traum,

da erstrahltest Du ihm plötzlich wieder.

 

Allweithin brach der harte Bann

jäh versiegelter Lippen,

und es schwand der bedrohliche Damm

todbringender, prüfender Klippen.

 

Sich selber übersteigend

in entgrenzender Nacht,

durchzuckte ihn ein Blitzesschauer

und entflammte ihn in loher Pracht.

 

O Du Stillentzückter

in Deinem mystischen Gewand,

gib endlich frei, was unendlich ungesagt,

und der Engel kam und sah und sang.

 

 

II.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du Kelter lichter Lieder,

voll Geheimnis strahlt Dein Glorienschein

in blau und gold und lila.

 

Ich weiß, Du hast inmitten,

in allem diesen Blust und Glanz,

an Deinem starken Gott gelitten,

der aus Dir unerbittlich bricht im wilden Tanz.

 

Du Süßer, dennoch, bist so glühend voll

an all den blühenden Zweigen und Enden,

daß Deine Wahrheit ewig schenkend sich verströmt

aus leichten, überreichen Händen.

 

Im Herzen seiner Schöpfungslust

drehst Du Gewaltiger das kosmische Rad,

bis sich in unser weißes Herz versenkt

Dein Aufbruch in den ewigen Tag.

 

 

III.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du Kelter lichter Lieder,

Du hast den Kampf dem Menschen angesagt

und trägst das rote Mal der Krieger.

 

Auch wenn Du noch mit grimmigen Angesicht

in seines Abgrunds Pfuhl und Irrlicht siehst,

Du bist das große Wahrheitslicht,

das sich in seine Tiefen wagt und gießt.

 

Denn Du willst alles wandeln,

in allem siehst Du höchstes Heil,

und auch die kleinste Wunde

ist Dir ein Glück und ganzer Teil.

 

Denn Dein Schwert ist nicht Waffe, sondern Erkenntnis,

Deine Bemalung nicht Schrecken, sondern schon der hehre Strahlenkranz

neuer Horizonte, die sich in uns entdecken

in der Welten Allfreude und Purpursonnenglanz !

 

IV.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du Kelter lichter Lieder,

aus unseren unzählbaren Niederlagen

erstehst Du als der lichtgekrönte Sieger.

 

Du bist der anfeuernde Jubelgesang,

der aus den Tiefen zu den Sternen dringt,

Du bist die unbezwinglich ungeheure Hand,

die unsere zarten Saiten zum Erklingen bringt.

 

Und wir erschreckt, erstaunt und hingerissen

nach all dem verzweifelten Ringen und Mühn',

hören plötzlich von Dingen, die singen

und von Menschen, die strahlen und blühn'.

 

Doch noch erhabener klingt die Weise,

wen schon der mächt'ge Himmelsstrahl traf auf Erden;

was wir dorten zu greifen meinten, hier steht es klar :

- Wahres Leben heißt Gottwerden ! -

 

 

V.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du großer Meister hoher Gaben,

in Dir vereint sich sternenwunderbar

die helle Freude aller Farben.

 

Rot ist Dein samtenes Abendglühen,

der Purpurtriumph Deiner königlichen Gestade,

blau Dein himmelsanftes Erblühen

in die saphirne Musik vollkommener Tage.

 

Gold ist Dein schweigender Überfluß,

der stoffliche Schmelz urseliger Erfahrung,

grün ist Dein alliebendes Herz

in der smaragdenen Lichtgruft Deiner Erbarmung.

 

Violett ist Dein unsichtbares Erglänzen

im Zauberring der höchsten Wandlung,

weiß Deine urheimlichste Erleuchtung

in des Urgrunds übergipfelnder Lichtbrandung !

 

 

VI.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du großer Meister hoher Gaben,

auf Deinem Lilienhochaltar

ersprießt das Licht in wundervollen Garben.

 

Es steigt die Blütenfontäne

in Deinen geheiligten Lichtdom,

gehüllt im Glast entfalteter Schwäne

über Weltenraum und Sternenstrom.

 

Und hoch oben in der Kuppel,

wo noch glitzert der Tau verheißender Gestirne,

erwölbt sich die ungeheure Ruh

Deiner aus Elfenbein gemeißelten Stirne.

 

O Du wachsender, singender Baum,

entsagend aller Gipfelseligkeit der Ewigkeit,

erfühlst von Uranfang den weiten Raum,

damit gepriesen sei die Ewigkeit der Seligkeit !

 

 

VII.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du großer Meister hoher Gaben,

aus Deinen tiefen Lidern strahlt

der zehrende Glanz goldtriefender Waben.

 

Du bist aus vollen Traubensüßen

der stille Mond pazifischer Nächte,

o holder Engel, wir grüßen

schon jetzt Deine luciferischen Schätze !

 

Du Kern zerfließender Wonnen,

Du glühender, blühender Dorn,

die Sterne trinken aus Deinen Lippen,

die Biene saugt an Deinem Born.

 

Aus Deinen Sinfonien

erwuchs die Welt zur Allmusik,

vorbei an flammenden Sonnen

bis zum totalen Sieg !

 

 

VIII.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du großer Meister hoher Gaben,

in Deinen wonnenen Meeren

spiegeln sich einsam die goldenen Barken.

 

Wer ist der heuernde Seemann,

der mutig ihr Ruder ergreift

und gleich dem italienischen Seemann

zu neuen, jungfräulichen Ländern reist ?

 

Unermeßlich ist der sphingene Kosmos,

und noch keine Sonne gab ihr Geheimnis preis,

doch in deinem göttlichen Namen, o Christoph Kolumbus,

liegt schon sein Siegel und sein leuchtendster Beweis !

 

Wir aber verhängen die sonnenen Augen

und hegen noch kleinmütige, verzagte Bedenknis;

nur wenigen ist es vergönnt, schon jetzt zu schauen,

daß alles bereit ist zur großen Erkenntnis !

 

 

IX.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du hochjubelnde Fontäne,

gleich einem blitzenden Juwel im blauen All

erzittert Deine selige, todlose Träne.

 

So schneidend ist die Senserhand,

die jäh in unsere Adern greift,

verraten strauchelt der Verstand,

der stets erklärt, doch nie begreift.

 

O binde, ew'ger Uranfang, auf daß wir nicht verenden,

die flücht'ge Welle an den großen Ozean,

o laß uns ewig neu in Dir entdecken

und nicht zerschellen an unserem Eigenwahn.

 

Und sieh, schon beginnt sich etwas zu regen,

es erglänzt beherzt in seiner Purpurwand

und weiß, funkelndes Kleinod, wie inmitten zwei Schlägen,

es im All ein endlos reiches Echo fand.

 

 

X.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du riesige Gestirntheit,

aus Deinen geflammten Fernen

erblaut die allschauende Weisheit.

 

Es schwellen die Planeten

an Deiner diamantenen Zahl,

es steigen aufflötende Kometen

in Deinen zerstrahlenden Saal.

 

Du Kern aller Kerne,

Du schmelzende Verwandlung,

Du ziehst die Knospe, bis sie vollkommen erblüht

in allweiter Entfaltung und Sammlung.

 

O, alles ist gesänglich

in diesem bunten und prächt'gen Gewebe,

doch eines, o Mensch, bedenke,

der Weinstock will die rankende Rebe !

 

 

XI.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du brennender Dornbusch im glühenden Lied,

gar manches ward zu Staub und Asche,

das verfrüht in Deine Feuersbrunst geriet.

 

Du bist so schrecklich

in Deiner gipfelnden Figur,

und oft entsetzt mich

Deine erzherzene Natur.

 

Denn wie, Du gleißende Sonne,

muß erst der heilige Unaussprechliche sein,

dem Du so leicht und freudetrunken

Dein Leben weihst und sprichst: " Ich bin klein. "

 

Da riss es plötzlich an allen Enden,

und es fiel wie ein goldener Schleier.

Ich sah das Große sich dem Kleinen schenken,

und das Kleine spielen auf der großen Leier.

 

 

XII.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du ehern verriegeltes Tor,

wie ein bedrohlich züngelnder Drache

ragen Deine Festungen gen Himmel empor.

 

Es liegt ein unheimlicher Hammer

voll Eisen und Gewicht

vor Deiner Herzenskammer,

doch er getraute sich noch nicht.

 

" Folge mir und nimm das magische Eisen ",

riefst Du ihm zu mit etwas Spott und List,

"Ich will dir zeigen, wie wir Gottes Gemäuer niederreißen,

wenn die hohe Zeit dafür gekommen ist !"

 

Und ehe er wußte, wie ihm geschah,

da nahm er schon und schwang das riesige Gewicht,

das Tor zerbrach unter seinem wuchtigen Schlag,

und aus des Drachens Rachen quoll das allverwandelnde Licht.

 

XIII.

 

Da packte ihn ein jähes Grauen,

als er jammernd sah die verruchte Tat,

Gottes Mauern hatte er einfach so zerhauen

wie ein zorniger Bauer seine mißratene Saat.

 

In seiner Wirrnis kam er auf den Gedanken

das Tor wieder geschwind zu verschließen,

doch je mehr er gegen den Strom ankämpfte,

desto gewaltiger begann das Licht zu fließen.

 

Immer tiefer wallten die Wogen

in den Abgrund gleich leuchtenden Kaskaden,

seine Adern schienen sich ihm vollends zu leeren,

und seine Augen sich unter ihm zu vergraben.

 

Verzweifelt, nur noch hoffend auf vernichtende Ungnade,

so sank er knirschend in die schimmernden Knie

und stellte Gott oder wem die böse Frage:

"Wem durfte ich trauen, Dir oder ihm ?"

 

 

XIV.

 

"Ihm und mir darfst du trauen

du benedeites Kind,

warum schämst du dich deiner goldenen Augen,

die voll Licht und Gottesfeuer sind ?

 

Du hast erlöst den Erlöser

mit einem verwegenen Streich,

der seither auf die Erde niederstößt,

damit die Nacht dem Tage weicht.

 

Du Titanischer hast vollbracht,

was mir Engel selbst war nicht gewährt,

eine herkulische Tat,

eines hohen Gottes wert !

 

Folge mir nun und siehe den, den wir anbeten,

komm zu uns Seligen durch das goldene Tor."

Doch er kniete nieder, als wollte er beten

und hob die tränenden Augen nie wieder empor.

 

 

XV.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du langersehnter Frieden,

regenbogenschillernd gedeiht Dein reicher Arm,

um den ehernen Ring neu zu schmieden.

 

Welt war versunken,

Dornröschen fiel in tiefsten Schlaf,

Licht war entschwunden,

alles, ach, lag laß und brach.

 

O komme bald erkorener Märchenprinz

mit Deinen freudenreichen Gaben,

küss' das Korenmädchen auf den Rosenmund,

und laß uns Agapen an Deinem Lichtmahl sättlich laben !

 

Sieh, schon flieget die kühne Adlersonne

zu Dir Verzücktem immer höher hinauf !

O bald blühet und blumet die verwandelte Erde

in Deinen jubelnden Sternen und Augen auf.

 

 

XVI.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du königsblaue Ruh,

Du bist der unermeßliche Punkt,

das allverströmende Du.

 

Du bist das sanfte Lamm auf heil'gen Bergen,

das blaue Reh im dunklen Hain,

der Amselhoniglaut in grünen Zweigen,

das vergrabene Licht im Edelstein.

 

Der Spiritus im uralten Weine,

der Sonne Saft im hohen Korn,

der Aufbruch und Sprung im Keime,

der blühende, wuchernde Dorn.

 

So ersteigen wir geistige Stufen

vom Stein zur Pflanze zum Tier,

alles ist Dienst und Opfer,

o Du hoher Gott in mir !

 

               XVII.

 

Engel, Dich will ich loben,

Du goldgereifte Stille,

schwer schwillt die Frucht im Mond und Mund,

doch leicht und unversieglich fließt die Quelle.

 

An Dir o großer Meister will ich reifen,

denn Du hast mich mit Deinem Stab berührt

und Deine gnadenreiche Hand ergreifen,

die mich auf schmalen Wegen zu Dir führt.

 

O, ich weiß, daß ich darin verwegen bin,

doch wie viel verwegener bist noch Du !

Nahmst Du den Jüngling nicht schon aus dem Leben

und schenktest ihm stillächelnd tödliche Unruh ?

 

Allein die Frucht muß sich bewähren ;

es dräuet und dränget immer gewaltiger der Baum,

der Dichter wirket keck hier, um Deinem wuchtigen Angriff zu wehren,

um rein Eines überstehend zu vollenden : Welt, Fülle, Stern und Raum.

 

XVIII.

 

Engel, Dich will ich loben,

hochsingen, preisen und ehren,

ich will Dich überall erneuern

bis zu den greisendsten Fixsternen.

 

Die Harfe will ich neu schmieden,

die hörbar macht den hehren Sphärenklang

und den Gong zu einer Riesensonne schmelzen,

der erschallend das All umarmt.

 

In das Muschelhorn will ich röhren

durch die hochzeitliche Nacht,

um den universellen Ton zu beschwören,

der die Menschheit zum Trauzeugen entfacht.

 

O, und wenn die Nacht die letzte Pforte öffnet,

ergreife du das Schauderzauberspiel der Schalmei,

siegesumglänzt wie Deine Aurorawolken,

rausche tiefe, gewaltige Melodei !

 

 

IXX.

 

Engel, Dich will ich loben,

hochsingen, preisen und ehren,

über den grünen Teichen will ich Dich Reichen reichen

und Dich stellen über den rühmlichen Sternen.

 

Und wären wir auch nur ein Klümpchen Schleim

in einem warmen, gebärmütterlichen Moor,

die Seerose hielte es still fächelnd geheim

und streckte sich nur noch lächelnder zu Dir Frohem empor.

 

Denn Licht pilgert zum Licht

wie der Strom zum omenden Meer,

und auch die dunkle Lethe fließt

sich vergebend in das leuchtende Meer.

 

Kaum einer wohl mag es ergründen,

es sei denn nur dieser singende Schwan,

der aus der Finsternis gesegelt kommt

und unbezwinglich zieht seine königliche Lichtbahn.

 

 

XX.

 

Engel, Dich will ich loben,

hochsingen, preisen und ehren,

einen Tempel will ich Dir erbauen,

o laß es mir Einfältigen gewähren.

 

Vier weiße Marmorsäulen sollen ihn tragen,

auf denen Deine Flamme rankend loht,

und über der blauen Sternenkuppel soll ragen

ein violetter Sichelmond.

 

Sieben goldene Stufen werden steigen

zu dem reichverzierten Portal,

ehe sie sich schauernd verneigen

vor dem leeren, erstrahlenden Saal.

 

Allein in seiner Mitte soll thronen

ein ewig strahlendes, kleines Licht,

das durch die geheimen Fenstergewalten

zu einem Riesenblütenkelch entfaltet worden ist.

 

 

XXI.

 

Engel, Dich will ich loben,

hochsingen, preisen und ehren,

meinen Schiffen will ich Deinen Namen leihen

und Dich flaggen auf allen Meeren.

 

Ich will Dich tragen in alle Häfen,

in jede weite Küstenstadt,

in alle Länder will ich Dich säen,

Du lichtgewordene Saat !

 

In die dürstenden Blumen will ich Dich gießen

und Dich pflanzen in alle Gärten,

über den Abgründen will ich Dich wölben

und Dich hissen auf allen Bergen.

 

In die Wolken, in die Winde und in die Wellen,

in den See, in den Schnee und in den Sand

will ich Deinen Namen meißeln,

der heißt : GELOBTES LAND.

 

 

XXII.

 

Engel, Dich will ich loben

und die helle Schar der seligen Geister,

Du bist mein lichtgeweihtes Leben,

mein gelobter Führer, Herr und Meister.

 

Immer höher klimmt der rundene Zeiger

auf die blaudurchwonnene Stunde,

in der der gerade noch vom Morgenstern verhüllte Schweiger

die frohe Botschaft legen wird in alle Sonnenmunde.

 

O komm gepriesene Morgenröte

mit deinen frohlockenden Lichtherden!

O lockiger Krishna, spiele es noch tiefer auf der Flöte,

denn wir sind ihre auserkorenen Hirten !

 

Und sieh, schon wächst ein weiter Regenbogen

über der Berge himmelsteigendes Zelt,

o wallet nieder, rosende Wogen,

öffnet die Gräber der Welt !

 

 

XXIII.

 

Engel, Dich will ich loben

und die helle Schar der seligen Geister,

Du bist mein lichtgeweihtes Leben,

mein gelobter Führer, Herr und Meister.

 

Noch ist die Schöpfung nicht zu Enden,

sie hat ja gerade erst begonnen,

wir aber legten sie ungläubig aus unseren Händen

und meinten uns erhaben und vollkommen.

 

Und wenn auch Leid und Tod und Schmerz

noch vertraute Gäste sind auf ungewissen Erden,

wer einmal sah des Einen Strahlenherz,

der will sein Werkzeug und Vollender werden.

 

Aus dem Tod wird erstrahlen das Leben,

und zur Freude verwandelt alles Leid und Mühen,

der Schmerz wird sich der Allseligkeit ergeben,

und die Erde unter Deinem Licht ergrünen und erblühen.

 

 

               XXIV

 

Engel, Dich will ich loben

und die helle Schar der seligen Geister,

Du bist mein lichtgeweihtes Leben,

mein gelobter Führer, Herr und Meister.

 

Weh, wie war die Nacht so tief !

Viel tiefer als der Tag gedacht

und gar manches, was dort verborgen schlief,

der Engel Ruf hat es an das Licht gebracht.

 

Nun hebt es die schweren, sphingenen Augen

und starrt hinaus zu einem fixen Punkt mit finsterm Schweigen ;

ich sah durch sie die Tiefe auf die Gipfel schauen

und die Erde um neue Himmel kreisen.

 

O überall ist Jenseits,

und es geht wie ein Schauder durch die raunende Welt,

die zitternden Sterne verschweigen es allseits :

Gott hat sich riesig in das Mutterall gestellt !

 

 

XXV.

 

Engel, Dich will ich loben

und die helle Schar der seligen Geister,

Du bist mein lichtgeweihtes Leben,

mein gelobter Führer, Herr und Meister.

 

O heb' Dein erzern' Antlitz wallender Sonnen

und der kelchenden Augen knospendes Licht,

Deiner strahlenden Arme erbarmungstiefe Bronnen,

Deiner zärtlichen Finger Fächer leicht und licht,

 

Deiner gnadenreiche Hände linde Segnung,

Deines weißen Atems stillender Hauch,

Deiner strandgoldenen Lippen kosmische Brandung,

Deiner wogenden Flamme blauer Lichtbau,

 

über unsere vergänglichen Gärten,

über der Blüten zerbrechliches Kleid,

damit sie Dich Du voller Anfang noch heute vollenden,

ehe der greise Winter kommt und sie verschneit !

 

 

XXVI.

 

Ich bin nur ein smaragdenes Blatt

in seinem hohen, kosmischen Baum,

ein schmales Fenster in seiner Riesentempelstadt,

durch das sein Atem weht in den begeisterten Raum.

 

Ein kleiner Eingang nur von vielen Gängen,

ein steiler Steg zu seinem Bergesheiligtum,

eine Lilie in seinen unendlichen Gärten,

ein Fisch in seinem Weltallmeeraquarium.

 

Eine Saite auf seinen seidenen Geigen,

ein Lid in seinem unzähligen Gesicht,

eine Knospe auf seinen blühenden Zweigen,

ein Reim in seinem nie endenden Gedicht.

 

Eine Woge in seinen spielenden Gezeiten,

die nimmer stirbt und ewig strebt

zu seinen goldenen Ursonnenweiten :

" O mein Strahl, der jetzt in deinem Herzen lebt ! "

 

                 

                XXVII.

 

Vollendet ist der Tanz,

und der Ring geschmiedet,

die Schlange biß sich in den Schwanz,

das wissende Herz erglänzt versiegelt.

 

Es goldet allhin der erleuchtete Raum

in tiefen ergreifenden Tönen,

und was unvollendet blieb, verblühet der Traum

auf den blauenden, lichtsteigenden Höhen.

 

Nichts gab es, das es je vergaß, o Gesang,

in seinem zärtlichen, unmerklichen Angriff,

das Lichtmeer stieg bis zu den fernsten Sternen an,

das Weltall wurde ein einziges Herz und Schiff.

 

Und segelt nun hinaus, wo Urmächtiger Du,

Galaxien Polarstern und ekstatische Flamme, o ungeheuer,

inmitten stehst der Welten aufbrechender Glanz und Ruh,

in der Ursonne Licht, Mysterium und Feuer !

 

 

Nachlass am 28/10/2023

Engel, Dich will ich nochmals loben,
Du vollendetes Licht und runder Kern,
für Dich gab es weder ein Unten, noch ein Oben,
alles stand schon immer geschrieben in Deinem ewigen Stern.

Die Welt wird aber noch gestillt von schleichenden Lügen,
vernetzt, verkabelt  und eingehüllt von gift'gen Spinnen,
der Mensch lässt sich ach so leicht betrügen,
und versperrt sich selbst den Sonnenweg nach innen.

Wie hinaus aus diesen trüben, beklemmenden Gründen ?
Es muss her Dein läuterndes und flammendes Schwert,
das heilige Feuer gilt es wieder zu entzünden,
damit es ohn Unterlaß den Aufbruch im Innersten nährt.


Kein Hass wird mehr dann auf Erden sein,
und Licht in freud’ger Überfülle sich über ihr ergießen,
in allem wird es selbst dem Blindesten sichtbar sein
und unendliche Fluten leuchtender Liebe werden durch alle Herzen fließen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Harald Dastis wurde am 17.1.1952 in Darmstadt geboren. 1972-79 Germanistik- und Romanistikstudium an der Universität von Saarbrücken, Heidelberg, Paris und Reims. Seit 1975 lebt der Dichter und Maler in Frankreich.

 

1977 und 1979 entstanden wie aus einem Feuerguß die Englischen Lieder. Niederwallende Freude, alldurchdringende Liebe, jubelnde Stimmen des Unsäglichen verkünden in diesen Liedern die Ankunft des allverwandelnden Lichtes, den Aufbruch zu neuen Himmeln und Erden, deren verheißender und vollbringender Bote der Sonnenengel ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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